Ignatios Souvatzis
2019-08-31 08:42:34 UTC
[Das lagert seit Anfang der Sommerferien NRW 95% fertig auf einer meiner
Fastplatten.]
Segellager Koudum 2019
======================
Der VEREIN betreibt ausser seiner eigenen Jüngstengruppe auch ein
Mittwochnachmittags- Optitraining einer Schul-Segel-AG in Kooperation
mit der SCHULE. Leiter ist eins unserer Mitglieder. Dieses Jahr hat
er ausserdem für interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TuT)
ein einwöchiges Segellager organisiert, mit Bungalows und Polyvalken
von De Kuilart am schönen Johan-Frieso-Kanaal, wo er in den Oorden
mündet und sich mit einem Durchstich durch einen Schilfgürtel in
den Fluessen und das Heeger Meer fortsetzt.
10 SuS[1] hatten sich anmelden lassen; dazu kam eine weitere Lehrerin,
aber Segel-Anfängerin und ein Schülervater, ebenfalls Segelanfänger,
sowie zwei Freiwillige (1 davon der unterzeichnende) als weitere
Bootsführer.
Wir reisten am Montag an, kamen natürlich später als gedacht (weder M.
noch sein Straßennavigationsprogramm hatten die Reisegeschwindigkeit der
beiden Gepäckanhänger berücksichtigt), stapelten unser Gepäck in einem der
beiden Häuschen (das andere konnten wir erst spätnachmittags beziehen)
und zogen dann - die Bootsführer zuerst - zum Hafenmeister, um Bootsnummern,
laminierte Seekarten, ein Kanisterchen Sprit für den Flaggvalken und
zwei Rettungswesten zur Ergänzung der mitgebrachten abzuholen.
Unsere drei Boote lagen in kurzen Boxen auf der Westseite des Stegs
gegenüber unserer Häuschen - das war schonmal praktisch. Unpraktisch
waren der Wind - vorhergesagte Böen von 6-7 Bft, 6 waren's wohl ab und
zu. Wir kontrollierten den Sprittank am Flaggvalk und ob der Motor sich
anwerfen läßt und verholten an den Kopfstegstummel, wo wir frei nach
Lee hängen konnten. Dann: vier gleiche Leinen am Klaubügel der Gaffel
eingehakt, was sind Fockfall (leicht), Dirk, Klau- und Piekfall?
Irgendwann war's sortiert. Noch das Reffsystem kapieren und dann erstmal
das zweite Reff eingebunden. Auf die Uhr sehend, seufzten wir, und
beschlossen, vor der geplanten spätnachmittäglichen Einkaufsaktion
zumindest mit zwei BF und je ca. drei SuS ein paar Kreuzschläge durch
den Hafen zu machen. Ging ganz gut ab, keine Kenterungen, nichts und
niemand über Bord, durch grundsätzliches Vorwarnen und rechtzeitiges
Anbrüllen gequetschte Gliedmaßen beim Anlegen vermieden. Mit dem
letzten Trupp dann noch das Segel geborgen und in einer Böenpause
in die Box zurückgefahren.
Die Erstsegler hatten schon den Tisch aus dem zweiten Häuschen mit
in das erste getragen, so dass wir eine lange Tafel für alle hatten,
und waren dabei, Spirelli mit Tomatensosse zu produzieren. D., der
dritte BF, und ich bezogen unser Zimmer und konnten dann zum Abendessen
erscheinen. Als erstes holte ich einen kurzen dünnen Tampen aus meiner
Vorratsnotfalltasche und Band die Lampe mit zwei gegenläufigen Stoppersteks
höher - Orignal hing sie niedrig über'm Tisch, aber der lange passte nur
diagonal in die Wohnküche.
Danach gab's Feierabendprogramm: die Hälfte, die keine Backschaft
machte, bolzte noch auf dem Rasen 'rum oder jagte die bedauernswerten
Enten, wir besprachen den abgelaufenen und den neuen Tag.
Am Dienstag war M. mit zweien des Küchendienstes beim Bäcker,
während die anderen drei deckten. Nach dem Frühstück gab's eine
Theoriestunde - Kurse zum Wind, anluven, abfallen, unter Nutzung
des DSV-Lehrmaterials und eines an einen Bleistift getapeten
Papierschnupftuchs. Dann Creweinteilung, ab auf den Steg, einladen,
mit Schwung 'raus, vom Wind zum Kopfsteg treiben lassen, Segel
setzen, ablegen. Nach ein bischen einmanövrieren 'raus auf den Kanal,
und ab nach Ost - verabredet war ein Zwischenstopp auf der
Niewe Kruispolle. Leider zog sich die Badepause so lang hin, dass
wir hinterher nur noch zurücksegeln konnten. Hm, nächstes Mal
direkt mit beiden Segeln gesetzt ablegen, das Ding fällt ohne
Fock nur schwer ab.
Ein Einhandpolyvalkensegler machte uns am Ziel vor, wie man's nicht
tun sollte: am Wind, aber kaum gebremst schräg in die erste (und
freie) Box, mit der dicken Gumminase gegen den Nachbarn und den
Steg. Offenbar nichts passiert, aber ich würd' das nicht
ausprobieren...
Wir kamen brav eine Fussbreite (oder zwei) vor dem Steg zum stehen,
genug, um uns mit der Vorleine festzumachen, dann bargen wir die
Segel und stakten uns zu unserer Box. Abends Spirelli mit Tomatensauce.
Die SuS haben nach Dienstplan abwechselnd gedeckt (und morgens Brötchen
geholt), gekocht, und abgewaschen. Wir waren dann am frühen Nachmittag
abwechselnd auf einer Insel im See oder in Heeg am anderen Ende zu einem
Picknick, am Kanusteg der Insel konnten sie auch etwas planschen (bzw.
schwimmen, wenn der Chef da war, unser einziger zertifizierter
Rettungsschwimmer).
Die einzigen Verletzungen kamen vom Fussballspielen auf der Wiese
zwischen den Häusern.
Allerdings gab's zwei, die am 2. Tag glaubten, seekrank zu sein, und
deshalb am nicht mehr auf's Boot wollten. (Einer sprach drüber. Der andere
hatte den ganzen Tag nichts gesagt, aber zurück in der Hütte seine
Mutter angerufen, sie solle ihn abholen, und kam dann mit dem Telefon
und gab es dem Lehrer. Konnten wir etwas abmildern.) Tatsächlich haben
sie trotz mehrfacher Aufforderung sich nicht warm genug angezogen und
dann während der Fahrt gefroren, davon geht's einem ja auch nicht
besser.
Die Lehrerin und der Vater haben sie dann halbtags beaufsichtigt,
- z.B. haben wir uns in Heeg getroffen, sie mit dem Auto - und dann
abgewechselt.
Im allgemeinen waren die SuS interessiert, aber halt totale Anfänger;
ich musste viel korrigieren (und teils in engen Durchfahrten (Nieuwe
Kruispolle) in die Pinne greifen). War auch nicht ganz einfach,
nach dem Picknick am Donnerstag meinen E-Spielsüchtigen von seinem
Telefon loszureissen und wirklich alle wieder segelklar zu haben,
bevor ich überlegen konnte, wie wir in dem Loch (z.B. vor oder nach
dem Nachbarboot) wieder ablegen, der Wind war etwas ungünstig.
Und man muss wohl potentielle Ängste gezielt vorsorglich ansprechen
- also noch mehr, als wir's ohnehin schon gemacht hatten - und die
Lösungs- Strategien besprechen. Nicht unbedingt alle, aber auf
die Unsinkbarkeit des Bootes hinweisen (hatte ich), und ein
Eierkarton-über-Bord-Manöver habe ich am 2. vollen Tag demonstriert
(nicht am ersten, weil ich dachte, die kriegen das eh nicht hin,
ich darf also nicht ausser Sichtweite der anderen Boote über Bord
gehen, und wenn ich dabei bin, kann ich's fahren).
Ich glaube, wir haben ihnen ein bischen mehr beigebracht, als das,
was sie in der Segel-AG schon gelernt hatten, und vor allem erstmals
auf einem Boot, was zu mehreren gesegelt werden muss und auf dem
man miteinander kommunizieren muss, um die Manöver hinzubekommen.
Und viele haben in dieser Woche erstmals den Kochlöffel oder den
Kartoffelschäler geschwungen. Und sie hatten im wesentlichen Spaß.
Und ich habe mich jetzt halbwegs wieder erholt.
Die Welt ist übrigens klein: am Donnerstag auf der Nieuwe Kruispolle
dachte ich beim Vorbeigehen an einer zwei Beneteau First 25.7 "der
Hinterkopf da sieht ja fast so aus wie von meinem Übernachbarn, aber
der kann's gar nicht sein, der ist schon vom IJsselmeer zurück"
- dann verschwand er unter Deck, und ich musste zu meinen
beaufsichtigten weitereilen. Am Wasser habe ich ihm dann eine SMS
geschickt, was er eigentlich neulich bei Ottenhome gechartert habe.
Abends kam eine zurueck - schon aus Stavoren, aber er war's
tatsächlich gewesen. Hätte doch mal ein beherztes "Frank?"
rufen sollen.
-is
[1] Schülerinnen und Schüler. Die Abkürzung ist anscheinend bei den
LuL dort alltäglich.
Fastplatten.]
Segellager Koudum 2019
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Der VEREIN betreibt ausser seiner eigenen Jüngstengruppe auch ein
Mittwochnachmittags- Optitraining einer Schul-Segel-AG in Kooperation
mit der SCHULE. Leiter ist eins unserer Mitglieder. Dieses Jahr hat
er ausserdem für interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer (TuT)
ein einwöchiges Segellager organisiert, mit Bungalows und Polyvalken
von De Kuilart am schönen Johan-Frieso-Kanaal, wo er in den Oorden
mündet und sich mit einem Durchstich durch einen Schilfgürtel in
den Fluessen und das Heeger Meer fortsetzt.
10 SuS[1] hatten sich anmelden lassen; dazu kam eine weitere Lehrerin,
aber Segel-Anfängerin und ein Schülervater, ebenfalls Segelanfänger,
sowie zwei Freiwillige (1 davon der unterzeichnende) als weitere
Bootsführer.
Wir reisten am Montag an, kamen natürlich später als gedacht (weder M.
noch sein Straßennavigationsprogramm hatten die Reisegeschwindigkeit der
beiden Gepäckanhänger berücksichtigt), stapelten unser Gepäck in einem der
beiden Häuschen (das andere konnten wir erst spätnachmittags beziehen)
und zogen dann - die Bootsführer zuerst - zum Hafenmeister, um Bootsnummern,
laminierte Seekarten, ein Kanisterchen Sprit für den Flaggvalken und
zwei Rettungswesten zur Ergänzung der mitgebrachten abzuholen.
Unsere drei Boote lagen in kurzen Boxen auf der Westseite des Stegs
gegenüber unserer Häuschen - das war schonmal praktisch. Unpraktisch
waren der Wind - vorhergesagte Böen von 6-7 Bft, 6 waren's wohl ab und
zu. Wir kontrollierten den Sprittank am Flaggvalk und ob der Motor sich
anwerfen läßt und verholten an den Kopfstegstummel, wo wir frei nach
Lee hängen konnten. Dann: vier gleiche Leinen am Klaubügel der Gaffel
eingehakt, was sind Fockfall (leicht), Dirk, Klau- und Piekfall?
Irgendwann war's sortiert. Noch das Reffsystem kapieren und dann erstmal
das zweite Reff eingebunden. Auf die Uhr sehend, seufzten wir, und
beschlossen, vor der geplanten spätnachmittäglichen Einkaufsaktion
zumindest mit zwei BF und je ca. drei SuS ein paar Kreuzschläge durch
den Hafen zu machen. Ging ganz gut ab, keine Kenterungen, nichts und
niemand über Bord, durch grundsätzliches Vorwarnen und rechtzeitiges
Anbrüllen gequetschte Gliedmaßen beim Anlegen vermieden. Mit dem
letzten Trupp dann noch das Segel geborgen und in einer Böenpause
in die Box zurückgefahren.
Die Erstsegler hatten schon den Tisch aus dem zweiten Häuschen mit
in das erste getragen, so dass wir eine lange Tafel für alle hatten,
und waren dabei, Spirelli mit Tomatensosse zu produzieren. D., der
dritte BF, und ich bezogen unser Zimmer und konnten dann zum Abendessen
erscheinen. Als erstes holte ich einen kurzen dünnen Tampen aus meiner
Vorratsnotfalltasche und Band die Lampe mit zwei gegenläufigen Stoppersteks
höher - Orignal hing sie niedrig über'm Tisch, aber der lange passte nur
diagonal in die Wohnküche.
Danach gab's Feierabendprogramm: die Hälfte, die keine Backschaft
machte, bolzte noch auf dem Rasen 'rum oder jagte die bedauernswerten
Enten, wir besprachen den abgelaufenen und den neuen Tag.
Am Dienstag war M. mit zweien des Küchendienstes beim Bäcker,
während die anderen drei deckten. Nach dem Frühstück gab's eine
Theoriestunde - Kurse zum Wind, anluven, abfallen, unter Nutzung
des DSV-Lehrmaterials und eines an einen Bleistift getapeten
Papierschnupftuchs. Dann Creweinteilung, ab auf den Steg, einladen,
mit Schwung 'raus, vom Wind zum Kopfsteg treiben lassen, Segel
setzen, ablegen. Nach ein bischen einmanövrieren 'raus auf den Kanal,
und ab nach Ost - verabredet war ein Zwischenstopp auf der
Niewe Kruispolle. Leider zog sich die Badepause so lang hin, dass
wir hinterher nur noch zurücksegeln konnten. Hm, nächstes Mal
direkt mit beiden Segeln gesetzt ablegen, das Ding fällt ohne
Fock nur schwer ab.
Ein Einhandpolyvalkensegler machte uns am Ziel vor, wie man's nicht
tun sollte: am Wind, aber kaum gebremst schräg in die erste (und
freie) Box, mit der dicken Gumminase gegen den Nachbarn und den
Steg. Offenbar nichts passiert, aber ich würd' das nicht
ausprobieren...
Wir kamen brav eine Fussbreite (oder zwei) vor dem Steg zum stehen,
genug, um uns mit der Vorleine festzumachen, dann bargen wir die
Segel und stakten uns zu unserer Box. Abends Spirelli mit Tomatensauce.
Die SuS haben nach Dienstplan abwechselnd gedeckt (und morgens Brötchen
geholt), gekocht, und abgewaschen. Wir waren dann am frühen Nachmittag
abwechselnd auf einer Insel im See oder in Heeg am anderen Ende zu einem
Picknick, am Kanusteg der Insel konnten sie auch etwas planschen (bzw.
schwimmen, wenn der Chef da war, unser einziger zertifizierter
Rettungsschwimmer).
Die einzigen Verletzungen kamen vom Fussballspielen auf der Wiese
zwischen den Häusern.
Allerdings gab's zwei, die am 2. Tag glaubten, seekrank zu sein, und
deshalb am nicht mehr auf's Boot wollten. (Einer sprach drüber. Der andere
hatte den ganzen Tag nichts gesagt, aber zurück in der Hütte seine
Mutter angerufen, sie solle ihn abholen, und kam dann mit dem Telefon
und gab es dem Lehrer. Konnten wir etwas abmildern.) Tatsächlich haben
sie trotz mehrfacher Aufforderung sich nicht warm genug angezogen und
dann während der Fahrt gefroren, davon geht's einem ja auch nicht
besser.
Die Lehrerin und der Vater haben sie dann halbtags beaufsichtigt,
- z.B. haben wir uns in Heeg getroffen, sie mit dem Auto - und dann
abgewechselt.
Im allgemeinen waren die SuS interessiert, aber halt totale Anfänger;
ich musste viel korrigieren (und teils in engen Durchfahrten (Nieuwe
Kruispolle) in die Pinne greifen). War auch nicht ganz einfach,
nach dem Picknick am Donnerstag meinen E-Spielsüchtigen von seinem
Telefon loszureissen und wirklich alle wieder segelklar zu haben,
bevor ich überlegen konnte, wie wir in dem Loch (z.B. vor oder nach
dem Nachbarboot) wieder ablegen, der Wind war etwas ungünstig.
Und man muss wohl potentielle Ängste gezielt vorsorglich ansprechen
- also noch mehr, als wir's ohnehin schon gemacht hatten - und die
Lösungs- Strategien besprechen. Nicht unbedingt alle, aber auf
die Unsinkbarkeit des Bootes hinweisen (hatte ich), und ein
Eierkarton-über-Bord-Manöver habe ich am 2. vollen Tag demonstriert
(nicht am ersten, weil ich dachte, die kriegen das eh nicht hin,
ich darf also nicht ausser Sichtweite der anderen Boote über Bord
gehen, und wenn ich dabei bin, kann ich's fahren).
Ich glaube, wir haben ihnen ein bischen mehr beigebracht, als das,
was sie in der Segel-AG schon gelernt hatten, und vor allem erstmals
auf einem Boot, was zu mehreren gesegelt werden muss und auf dem
man miteinander kommunizieren muss, um die Manöver hinzubekommen.
Und viele haben in dieser Woche erstmals den Kochlöffel oder den
Kartoffelschäler geschwungen. Und sie hatten im wesentlichen Spaß.
Und ich habe mich jetzt halbwegs wieder erholt.
Die Welt ist übrigens klein: am Donnerstag auf der Nieuwe Kruispolle
dachte ich beim Vorbeigehen an einer zwei Beneteau First 25.7 "der
Hinterkopf da sieht ja fast so aus wie von meinem Übernachbarn, aber
der kann's gar nicht sein, der ist schon vom IJsselmeer zurück"
- dann verschwand er unter Deck, und ich musste zu meinen
beaufsichtigten weitereilen. Am Wasser habe ich ihm dann eine SMS
geschickt, was er eigentlich neulich bei Ottenhome gechartert habe.
Abends kam eine zurueck - schon aus Stavoren, aber er war's
tatsächlich gewesen. Hätte doch mal ein beherztes "Frank?"
rufen sollen.
-is
[1] Schülerinnen und Schüler. Die Abkürzung ist anscheinend bei den
LuL dort alltäglich.