Hallo Werner!
Also machen wir mal weiter mit dem lockeren drss-Katamaransegel-Fernkurs,
heute mit den Themen:
* Längstrimm
* Travellereinsatz
* Kreuzen vor dem Wind
;-)
Werner Baderschneider schrieb:
Längstrimm
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Post by Werner BaderschneiderWo ist denn eigentlich die richtige Sitzposition? Vorschoter vor dem Want,
Steuermann an der hinteren Querstrebe? Oder den auch weiter nach vorne?
Ganz einfach: die Sitzposition der Crew wird immer so gewählt, dass der
Katrumpf waagerecht im Wasser liegt. Saugt sich das Heck fest, geht es nicht
voran, aber noch schlimmer wird es, wenn die Rumpfspitze eintaucht
(=Stecker). Meist hat der Hersteller freundlicherweise eine Linie, Logos
o.ä. angebracht, woran man sich orientieren kann. Und um das Trägheitsmoment
um die Querachse so klein wie möglich zu halten, sitzt die Crew eng zusammen
(also *nicht* einer ganz am Heck und der Vorschoter am Vorderbeam).
In der Praxis heisst das: je stärker der Wind ist und je achterlicher er
einfällt, um so weiter sitzt die Besatzung hinten. Bei Starkwind steht der
Vorschoter im Trapez manchmal sogar achterlicher als der Steuermann, bei
Schwachwind liegt er (in Lee) auf der vorderen Rumpfspitze. Wichtig ist,
dass der Steuermann immer die Innenseite des Leerumpf-Bugs im Blick behält:
dort muss er ablesen, ob der Längstrimm stimmt und (hoffentlich) auch
frühzeitig erkennen, ob ein Stecker droht.
Travellereinsatz
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Post by Werner BaderschneiderDAS ist eh eine Frage, die sich mir gestellt hat. Der Traveller hat ne
Schiene von Rumpf zu Rumpf, also sehr weit. Wie stark arbeitet man mit dem
während einer Fahrt und wie? Wir hatten den immer in der Mitte stehen.
Grundsätzlich: beim Kat wird der Anstellwinkel des Großsegels mit dem
Traveller eingestellt - die Großschot ist immer *dichtgeholt* und dient nur
zum Feintrimm und als "Notbremse".
Mir hat das mal überdeutlich Roland Gäbler auf einem Ferienkurs (Roland's
Olympia-Tornado wurde damals durch meinem Reiseveranstalter gesponsort)
beigebracht: bei Windstärke 5 lagen alle Tiger startfertig am Strand. Roland
geht von Kat zu Kat, "knallt" die Großschot an, macht mit einem dicken
Edding einen Strich auf die Schot und sagt: "ich will auf dem Wasser keinen
sehen, der nicht mindestens bis zum Strich dichtgeholt hat - beim Kat wird
die Großschot immer Block-auf-Block gefahren".
Also stets zunächst den Traveller einstellen und gegebenenfalls
nachkorrigieren: am Wind und bei Schwachwind eher in der Bootsmitte, je
stärker der Wind und je raumer der Kurs, um so mehr wandert der
Travellerschlitten nach außen. Bei 6 Bft. kann der Traveller ohne weiteres
auch auf Amwindkurs 30cm und mehr nach Lee versetzt sein - aber die
Großschot bleibt dicht! Nur so bekommt das Segel seine "Tragflächen-"Form.
Zur Verdeutlichung: Kats haben keinen Baumniederholer und kein
Achterstag/Backstag - diese Rolle muss die Großschot mit übernehmen. Fährt
man unter Genacker, so führt bei "vernünftigem" Wind ein Lösen der Großschot
normalerweise sofort zum Mastbruch, da die Wanten den Zug des "Kites" an der
Mastspitze nicht halten können. Und bei baumlosen Kats übernimmt die
Großschot darüber hinaus noch die Rolle des Unterliekstreckers (deshalb die
verschiedenen Einhängepunkte am Schothorn des Groß).
Kreuzen vor dem Wind
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Post by Werner BaderschneiderWas hat Beinchenheben mit Kreuzen zu tun? Ich meine: daß man vor dem Wind
mit
dem Kat kreuzt, hab ich auch schon gehört. Mir ist nur nicht klar, warum.
Ein Kat ist so gebaut, dass das Großsegel immer als "Tragflächen-"Profil
angeströmt werden soll. Das ist sogar auf Raumschotkurs möglich, da der Kat
so schnell ist, dass der scheinbare Wind bestenfalls unter 90° einfällt. Und
damit das besonders gut funktioniert, kann sich der Mast drehen und so
wird das Vorliek auch bei seitlichem Windeinfall optimal angeströmt.
"Platt vor dem Laken" funktioniert die Aerodynamik des Kats überhaupt nicht
und er wird, selbst bei viel Wind, extrem langsam. Deshalb luvt man bei Wind
von hinten soweit an, dass der scheinbare Wind etwas seitlich einfällt
(Trimmfäden am Hahnepot ca. 90°) - dann geht direkt die Luzie ab. Wird es zu
schnell oder hebt sich der Luvrumpf zu stark, fällt man etwas ab in die
sichere "Vorwindzone" und luvt dann sofort wieder an. So tastet man sich mit
optimaler Geschwindigkeit an der Windkante entlang.
"Profis" setzen bei etwas schwächerem Wind auf diesem Raumschotkurs ihren
Vorschoter nach Lee, damit der Kat das Beinchen hebt und weniger
Wasserwiderstand hat - das nennt man Flying (und wenn's schiefgeht, eine
Kenterung).
Kat-professorale Grüße
Jörg
--
Immer eine Handbreit Wasser unterm Leeschwimmer -
und eine Handbreit Luft unterm Luvrumpf!