Toralf Hauspurg
2004-10-03 23:32:38 UTC
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Nach der praktischen SKS Prüfung im Sommer diesen Jahres und etwas Übung auf
einer 24 Fuß Yacht in Polen(Masuren) sollte das der erste richtige Törn in
Kroatien für meine Freundin und mich werden. Wir charterten eine 32 Fuß
Bavaria und nahmen ein Ehepaar aus Jena mit, wobei der Mann gemeinsam mit
uns die Ausbildung absolviert hatte. Also hatten wir 3 Führerscheininhaber
an Bord und die brauchten wir später auch alle, wie sich noch herausstellen
sollte. Wie üblich startete die geanze Charter Armada Sonntag früh von Pula
Veruda und aufgrund des ablandigen Windes alle mit Ziel Mali Losinj. Als
verantwortliche Skipper haben wir natürlich den Wetterbericht studiert und
der sagte 8-18kn Wind, stellenweise bis 22kn vorher. -Tolles Segelwetter
also. Was uns hätte warnen müssen, wäre aber die Windrichtung gewesen, denn
es war ablandiger Wind - also Bora! Der Vercharter kam noch mal freundlich
und gelassen am Steg zu uns und empfahl uns, nach Norden zu fahren und nicht
nach Süden, denn in südliche Richtung wäre sportliches segeln angesagt - was
für eine Untertreibung in diesem Moment! Wir fuhren also aus Pula Veruda
raus, setzten die Genua und freuten uns über den Anblick von springenden
Delphinen. Es ging auch gleich ganz gut zur Sache mit 3,5 kn Fahrt in
Richtung Kvarner Bucht. Doch schon nach wenigen Seemeilen frischte es auf
und wir nahmen die Genua zurück. Um uns herum die ganze Charter Armada mit
demselben Kurs. Noch ein paar Seemilen weiter nahm der Wind immer mehr zu,
wir holten die Genua endgültig ein und fuhren mit Maschine Richtung Mali
Losinj über die Kvarner Bucht. 3 sm hinter dem Leuchtturm Porer wurde es
dann jedoch richtig ungemütlich. Jetzt hatten wir schon 35 kn Wind, in Böen
45 und der Seegang war aus unserer Sicht verheerend. Die Bavaria fuhr
Achterbahn mit uns. Man wußte schon gar nicht mehr richtig, wo sie gerade
aus dem Wasser gerissen wurde, einmal am Bug und das andere Mal am Heck
zuerst. Wir hatten alle die Rettungswesten angelegt und uns eingepickt -
GottseiDank!
In dieser Situation unterlief meinem Begleiter ein verhängnisvoller Fehler.
Bei Windstärken zwischen 8 und 9 Bft kam er an backbord neben mir sitzend,
an die Klemme der Reffleine der Genua und die rauschte im dicksten Sturm im
Bruchteil von Sekunden raus. Jetzt legte sich unser Boot auf die Seite, es
krängte erbärmlich und ich nahm Kurs auf Italien um die Krängung rauszu
bekommen. Mit geblähtem Segel gings nun Richtung Italien jedoch nicht in
Rauschefahrt geradezu sondern ich hatte eher den Eindruck, dass wir entweder
gen Himmel fuhren oder abwärts in ein Höllental. Das Dumme daran war, dass
wir die Genua nicht mehr aufrollen konnten. Etwas war blockiert. In dieser
Situation wurde meine Freundin seekrank und fiel aus. Mein Begleiter turnte
notgedrungen aufs Vorschiff und bekam die Reffleine auch wieder klar. Dabei
murmelte er vorne am Bug angesichts der Monsterwellen, die scheinbar auf ihn
nieder stürzten schon das Vaterunser. Er schaffte es und kam zurück und wir
bändigten die Genua. Nun war es an mir, unsere Position festzustellen, dan
man mit Sichtnavigation nicht mehr viel ausrichten konnte. Ich ging also
runter, wo mein Laptop gekoppelt mit dem Hand GPS noch lief. Auf Kanal 16
lief eine Pan Pan Meldung von Radio Rijeka to all ships mit einer Mann über
Bord Meldung. Es dauert aber nur wenige Sekunden und ich sauste vom
Navigatorplatz mit voller Wucht nach backbord gegen die Pantry. In diesem
Moment ertönte ein langgezogener Piepton und ich glaubte, der Motor sei
ausgestiegen. Noch ein Blick auf den Laptop, um die Position festzustellen
und dann wurde auch mir schlecht.
Ich schaffte es noch, den Laptop zu schließen und zu vestauen, dann schoß
ich nach oben zur Reling. Der Motor wars nicht sondern nur der
Wechselrichter, an dem der Laptop hing. Nunmehr war unser Begleiter am Ruder
und ich gab ihm noch die Order zur Umkehr mit direktem Kurs unter die
Landabdeckung hinter dem Leuchtturm Porer. Dort wurde es vom Seegang her
ruhiger und ich übernahm wieder die Schiffsführung Richtung Heimathafen.
Dort angekommen, hatten wir alle die Schnauze voll vom Segeln. Neben uns
lief eine 43 Fuß Bavaria ein auf der es allen schlecht ging. Keiner lachte
mehr oder machte einen Scherz. Wir saßen noch eine ganze Weile apathisch und
deprimiert auf unseren Booten rum ehe wir wieder zur Tagesordnung
übergingen.
Dieser Tag hat Menschenleben gekostet, soviel weiß ich. Leider haben da
unten alle mit Informationen gemauert und ich werde mal im Internet
recherchieren, was los war. Definitiv hat es ein Schiff vom Nachbarsteg
erwischt, dass man in Italien geborgen hat. Beim Abbergen der Mannschaft
mittels Hubschrauber ist die Ehefrau ertrunken. Das betraf jedoch nicht die
Pan Pan Meldung, die ich selber gehört habe. Wie auch immer, danach wurde es
ruhiger und wir verbrachten anschließend noch einen wunderschönen Segeltörn,
aber auf dieses Erlebnis hätten wir alle verzichten können und ich möchte es
auch nie wieder erleben!
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Nach der praktischen SKS Prüfung im Sommer diesen Jahres und etwas Übung auf
einer 24 Fuß Yacht in Polen(Masuren) sollte das der erste richtige Törn in
Kroatien für meine Freundin und mich werden. Wir charterten eine 32 Fuß
Bavaria und nahmen ein Ehepaar aus Jena mit, wobei der Mann gemeinsam mit
uns die Ausbildung absolviert hatte. Also hatten wir 3 Führerscheininhaber
an Bord und die brauchten wir später auch alle, wie sich noch herausstellen
sollte. Wie üblich startete die geanze Charter Armada Sonntag früh von Pula
Veruda und aufgrund des ablandigen Windes alle mit Ziel Mali Losinj. Als
verantwortliche Skipper haben wir natürlich den Wetterbericht studiert und
der sagte 8-18kn Wind, stellenweise bis 22kn vorher. -Tolles Segelwetter
also. Was uns hätte warnen müssen, wäre aber die Windrichtung gewesen, denn
es war ablandiger Wind - also Bora! Der Vercharter kam noch mal freundlich
und gelassen am Steg zu uns und empfahl uns, nach Norden zu fahren und nicht
nach Süden, denn in südliche Richtung wäre sportliches segeln angesagt - was
für eine Untertreibung in diesem Moment! Wir fuhren also aus Pula Veruda
raus, setzten die Genua und freuten uns über den Anblick von springenden
Delphinen. Es ging auch gleich ganz gut zur Sache mit 3,5 kn Fahrt in
Richtung Kvarner Bucht. Doch schon nach wenigen Seemeilen frischte es auf
und wir nahmen die Genua zurück. Um uns herum die ganze Charter Armada mit
demselben Kurs. Noch ein paar Seemilen weiter nahm der Wind immer mehr zu,
wir holten die Genua endgültig ein und fuhren mit Maschine Richtung Mali
Losinj über die Kvarner Bucht. 3 sm hinter dem Leuchtturm Porer wurde es
dann jedoch richtig ungemütlich. Jetzt hatten wir schon 35 kn Wind, in Böen
45 und der Seegang war aus unserer Sicht verheerend. Die Bavaria fuhr
Achterbahn mit uns. Man wußte schon gar nicht mehr richtig, wo sie gerade
aus dem Wasser gerissen wurde, einmal am Bug und das andere Mal am Heck
zuerst. Wir hatten alle die Rettungswesten angelegt und uns eingepickt -
GottseiDank!
In dieser Situation unterlief meinem Begleiter ein verhängnisvoller Fehler.
Bei Windstärken zwischen 8 und 9 Bft kam er an backbord neben mir sitzend,
an die Klemme der Reffleine der Genua und die rauschte im dicksten Sturm im
Bruchteil von Sekunden raus. Jetzt legte sich unser Boot auf die Seite, es
krängte erbärmlich und ich nahm Kurs auf Italien um die Krängung rauszu
bekommen. Mit geblähtem Segel gings nun Richtung Italien jedoch nicht in
Rauschefahrt geradezu sondern ich hatte eher den Eindruck, dass wir entweder
gen Himmel fuhren oder abwärts in ein Höllental. Das Dumme daran war, dass
wir die Genua nicht mehr aufrollen konnten. Etwas war blockiert. In dieser
Situation wurde meine Freundin seekrank und fiel aus. Mein Begleiter turnte
notgedrungen aufs Vorschiff und bekam die Reffleine auch wieder klar. Dabei
murmelte er vorne am Bug angesichts der Monsterwellen, die scheinbar auf ihn
nieder stürzten schon das Vaterunser. Er schaffte es und kam zurück und wir
bändigten die Genua. Nun war es an mir, unsere Position festzustellen, dan
man mit Sichtnavigation nicht mehr viel ausrichten konnte. Ich ging also
runter, wo mein Laptop gekoppelt mit dem Hand GPS noch lief. Auf Kanal 16
lief eine Pan Pan Meldung von Radio Rijeka to all ships mit einer Mann über
Bord Meldung. Es dauert aber nur wenige Sekunden und ich sauste vom
Navigatorplatz mit voller Wucht nach backbord gegen die Pantry. In diesem
Moment ertönte ein langgezogener Piepton und ich glaubte, der Motor sei
ausgestiegen. Noch ein Blick auf den Laptop, um die Position festzustellen
und dann wurde auch mir schlecht.
Ich schaffte es noch, den Laptop zu schließen und zu vestauen, dann schoß
ich nach oben zur Reling. Der Motor wars nicht sondern nur der
Wechselrichter, an dem der Laptop hing. Nunmehr war unser Begleiter am Ruder
und ich gab ihm noch die Order zur Umkehr mit direktem Kurs unter die
Landabdeckung hinter dem Leuchtturm Porer. Dort wurde es vom Seegang her
ruhiger und ich übernahm wieder die Schiffsführung Richtung Heimathafen.
Dort angekommen, hatten wir alle die Schnauze voll vom Segeln. Neben uns
lief eine 43 Fuß Bavaria ein auf der es allen schlecht ging. Keiner lachte
mehr oder machte einen Scherz. Wir saßen noch eine ganze Weile apathisch und
deprimiert auf unseren Booten rum ehe wir wieder zur Tagesordnung
übergingen.
Dieser Tag hat Menschenleben gekostet, soviel weiß ich. Leider haben da
unten alle mit Informationen gemauert und ich werde mal im Internet
recherchieren, was los war. Definitiv hat es ein Schiff vom Nachbarsteg
erwischt, dass man in Italien geborgen hat. Beim Abbergen der Mannschaft
mittels Hubschrauber ist die Ehefrau ertrunken. Das betraf jedoch nicht die
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aber auf dieses Erlebnis hätten wir alle verzichten können und ich möchte es
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